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Derzeit benutze ich je nach Anwendung entweder pdflatex oder die Kette latex, dvips, ps2pdf. Oft bekomme ich die Empfehlung umzusteigen auf eine der neuen Maschinen XeLaTeX oder LuaLaTeX. Was sind die Vorteile und wie mache ich diesen Umstieg? Ich habe hier zwei Beispieldokumente, eines das pdflatex benötigt und eines das die Kette latex, dvips, ps2pdf benötigt.

gefragt 10 Jan '16, 17:28

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Henri
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bearbeitet 10 Jan '16, 18:36


Für einen ersten Umstieg von pdflatex auf lualatex oder xelatex gibt es wenig zu beachten.

Eingabecodierung:

Wichtig ist, dass für beide das Dokument in UTF8 codiert sein sollte. Also sollte man ggf. sein Dokument zunächst umcodieren, falls es noch nicht diese Codierung besitzt. Siehe dazu:

Anschließend entfernt man das Laden des Pakets inputenc, inputenx oder selinput sowie ggf. deren Befehle (bei selinput beispielsweise \SetInputMapping) aus dem Dokument. Zwar gibt es für lualatex das Paket luainputenc, dieses sollte aber nur notfalls als Ersatz für inputenc verwendet werden, da es den Vorteil der nativen UTF8-Codierung beseitigt und hin und wieder Probleme aufwirft. Wann immer möglich sollte man stattdessen darauf verzichten und einfach mit UTF8-codierten Dateien arbeiten.

Fontauswahl und Fontcodierung:

Wird bisher das Paket fontenc geladen, so kann man es entfernen. Stattdessen ist das Laden von Paket fontspec empfehlenswert. Dieses verwendet intern ebenfalls fontenc und stellt eigene Font-Codierungen für xelatex und lualatex ein. Es kann also auch nach fontenc geladen werden. Gleichzeitig stellt das Paket die Standardschrift auf Latin Modern um. Latin Modern ist grob gesagt eine Erweiterung von Computer Modern. Gegenüber European Computer Modern, das von \usepackage[T1]{fontenc} geladen wird, gibt es aber deutliche Unterschiede. Hat man bisher eine andere Schrift durch Laden eines Fontpakets oder durch Umdefinierung von \rmdefault oder \sfdefault oder \ttdefault eingestellt, so sollte man dies zunächst auskommentieren.

Einige Font-Pakete wie libertine unterstützen aber auch lualatex und xelatex. Im Zweifelsfall aber ausprobieren. Solche Pakete stützen sich bei lualatex und xelatex dann ebenfalls auf fontspec. Über dieses Paket kann man (systemweite) TrueType, Type1 und OpenType-Fonts laden. Dazu dienen die Anweisungen \setmainfont für die Hauptschrift (normalerweise eine Antiqua), \setsansfont für die serifenlose Schrift und \setmonofont für die dicktengleiche (= nicht proportionale) Schrift.

Schwieriger wird es, wenn man im Dokument auch noch die Anweisungen \fontfamily, \fontencoding oder \usefont verwendet. Auch diese Anweisungen sollte man dann durch entsprechende \fontspec-Anweisungen ersetzen, wobei alternativ auch die Möglichkeit besteht, weitere Font-Familien mit \newfontfamily zu definieren.

Was noch?

Die erste Ausführung von xelatex oder lualatex (ggf. auch die erste Ausführung nach einem Update) dauert normalerweise recht lange, weil dabei die Font-Datenbank neu aufgebaut wird. Bei den weiteren LaTeX-Läufen wird es dann besser. Die Geschwindigkeit von pdflatex darf man aber nicht erwarten.

Manchmal, insbesondere wenn man Code der Art hat:

Open in Online-Editor
\ifpdf
  % Tue etwas bestimmtes, wenn pdflatex verwendet wird
\else
  % Tue etwas anderes, wenn latex verwendet wird
\fi

kommt es zu weiterem Anpassungsbedarf. Stellt man einen solchen Bedarf fest, findet aber selbst keine Lösung, so stellt man am besten eine Detailfrage mit entsprechendem Minimalbeispiel.

Viele moderne Pakete, die spezielle Möglichkeiten von pdflatex, xelatex oder lualatex nutzen, sind auch schon darauf vorbereitet, mit allen dreien zusammen zu arbeiten und geben ggf. in der log-Datei Auskunft, wenn sie irgendwelche Features mit einem der dreien nicht unterstützen. Wenig Probleme gibt es dagegen mit gängigen Klassen. Mit Verlagsklassen sind dagegen häufiger Probleme zu beobachten. Da sollte man sich schlicht an die Vorgaben des Verlags bezüglich der Wahl von pdflatex, xelatex oder lualatex halten.

Natürlich bringt der Umstieg vor allem dann etwas, wenn man anschließend die neuen Möglichkeiten auch nutzt. Siehe dazu die Antwort von Henri.

Beispiele:

Im einfachsten Fall hat man ein Dokument der Art:

Open in Online-Editor
\documentclass{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage{mwe}
\begin{document}
\Blinddocument
\end{document}

Hier ist die Umstellung sehr einfach:

Open in Online-Editor
\documentclass{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{fontspec}
\usepackage{mwe}
\begin{document}
\Blinddocument
\end{document}

Verwendet man bisher beispielsweise das Paket libertine, so ändert sich genauso wenig:

Open in Online-Editor
\documentclass{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage{libertine}
\usepackage{mwe}
\begin{document}
\Blinddocument
\end{document}

wird zu:

Open in Online-Editor
\documentclass{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{libertine}
\usepackage{mwe}
\begin{document}
\Blinddocument
\end{document}

Daran denken: War bei inputenc eine andere Codierung als utf8 (oder utf8x) angegeben, so muss das Dokument zunächst umcodiert werden.

Etwas komplizierter wird es, wenn man eine Schrift geladen hat, dessen Schriftpaket fontspec nicht selbst unterstützt, beispiwelsweise charter:

Open in Online-Editor
\documentclass{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage{charter}
\usepackage{mwe}
\begin{document}
\Blinddocument
\end{document}

würde im ersten Schritt ebenfalls zu

Open in Online-Editor
\documentclass{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{fontspec}
\usepackage{mwe}
\begin{document}
\Blinddocument
\end{document}

Dabei ändert sich natürlich die Schrift. Im zweiten Schritt sucht man in seinen Systemfonts ebenfalls nach der verwendeten Schrift. Im Beispiel könnte das XCharter-Roman.otf leisten. Diese laden wir mit \setmainfont:

Open in Online-Editor
\documentclass{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{fontspec}
\setmainfont{XCharter-Roman}
\usepackage{mwe}
\begin{document}
\Blinddocument
\end{document}

Dabei stellen wir fest, dass der fette Schnitt in den Überschriften nun fehlt. fontspec böte die Möglichkeit per optionalem Argument bei \setmainfont die Namen der Fonts für fette, kursive und weitere Schnitte explizit anzugeben. Das Paket besitzt aber auch eine gewisse Intelligenz. Wenn wir als Namen nur XCharter angeben, sucht es selbst nach passenden Schnitten:

Open in Online-Editor
\documentclass{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{fontspec}
\setmainfont{XCharter}
\usepackage{mwe}
\begin{document}
\Blinddocument
\end{document}

führt daher bereits zum Ziel. Das Paket fontspec bietet unzählige weitere Möglichkeiten, die man sich unbedingt anschauen sollte.

Sonderfall DVI-Datei:

Einige Anwender gehen noch immer den Weg über latex nach DVI, weiter mit dvips, nach PostScript und schlussendlich mit pstopdf nach PDF. Bei lualatex gibt es mit dvilualatex noch immer die Möglichkeit, einen solchen Weg zu beschreiten. Empfehlenswert ist dieser aber nur bedingt. Stattdessen sollte man sich Gedanken machen, Grafiken mit epstopdf passend umwandeln zu lassen oder pstricks-Abbildungen über pstricks-pdf o. ä. zu realisieren. Bei xelatex gibt es den Vorteil, dass damit der Umweg mit dvips und pstopdf überhaupt nicht erforderlich ist, da xelateX auch EPS-Dateien verarbeiten kann und auch pstricks mit xelatex möglich ist.

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beantwortet 11 Jan '16, 10:42

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saputello
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bearbeitet 11 Jan '16, 14:09

\fontenc-Anweisungen sollte vermutlich \fontspec-Anweisungen sein. Für luainputenc gibt es laut Doku nur zwei Anwendungen: 1. Die Datei ist nicht UTF-8 kodiert und kann aus irgendeinem Grund nicht umkodiert werden. 2. Man muss 8-bit Schriften verwenden.

(11 Jan '16, 13:54) Henri

@Henri: Ja. Dass man luainputenc nur notfalls verwenden soll, habe ich ja bereits erwähnt. Ich habe das jetzt noch einmal hervorgehoben, halte es aber nicht für erforderlich, weiter ins Detail zu gehen. Ich will auf keinen Fall Paketanleitungen ersetzen.

(11 Jan '16, 14:10) saputello

Die folgende Antwort ist sehr lang. Sie ist nicht dazu gedacht, dass man alles liest und umsetzt. Man startet am besten von oben mit der Kurzanleitung und konsultiert von da an nur noch die Überschriften, die auf einen zutreffen.

Kurzanleitung

Bei Umstieg müssen diverse Voraussetzungen beachtet werden. Das allgemeinste Vorgehen, welches in der Regel auch funktioniert ist

Open in Online-Editor
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage{lmodern}

zu ersetzen durch

Open in Online-Editor
\usepackage{fontspec}
\setmainfont{Latin Modern Roman}

Dies ist natürlich viel zu kurz gegriffen, ist aber ein guter Start um von dort aus sein Dokument weiter umzustellen.

Text

Verwandte Fragen:

Wichtig ist, dass auf jeden Fall die Pakete inputenc und fontenc aus dem Dokument getilgt werden, da sie gänzlich inkompatibel mit den Maschinen XeLaTeX und LuaLaTeX sind.

Schriften, die für LaTeX und pdfLaTeX gemacht wurden, wie z.B. lmodern sind zwar weiterhin „benutzbar“, dafür funktionieren viele Sachen aber nicht mehr, wie zum Beispiel die Eingabe von Umlauten, daher sind auch diese Pakete zu meiden und durch das Paket fontspec zu erstzen.

fontspec selbst lädt standardmäßig die Schrift Latin Modern in den Ausführungen Latin Modern Roman, Latin Modern Sans und Latin Modern Mono. Die Auswahl der Schriften findet über die Kommandos \setmainfont, \setsansfont und setmonofont statt. Ein andere mögliche Kombination wäre

Open in Online-Editor
\setmainfont{Linux Libertine O}
\setsansfont{Linux Biolinum O}
\setmonofont{Droid Sans Mono}

Nun kommen wir zu den Besonderheiten:

Mathematik

Verwandte Fragen:

  • Keine

Die Mathematikschrift bleibt bei dem obigen Vorgehen unangetastet bis auf ein paar kleine Optimierungen durch fontspec. Die Optimierungen sollte man im Hinterkopf behalten, für den Fall, dass in der Mathematik mal etwas komisch ist. Möchte man zum Beispiel eine zu Linux Libertine O passende Mathematikschrift verwenden, so hat man dies unter (pdf)LaTeX einfach mit usepackage[libertine]{newtxmath} gemacht. Das geht nun nicht mehr, da fontspec dazwischen funkt. Dies lässt sich durch die Option no-math verhindern.

Open in Online-Editor
\usepackage[libertine]{newtxmath}
\usepackage[no-math]{fontspec}
\setmainfont{Linux Libertine O}

In wenigen Fällen kommt man sogar in den Luxus, dass eine OpenType-Mathematikschrift für die aktuelle Brotschrift existiert. Ein solcher Fall wäre TeX Gyre Pagella, für die die passende TeX Gyre Pagella Math existiert. Solche OpenType-Mathematikschriften lädt man mit dem Paket unicode-math. Das Laden von fontspec kann man sich dann sparen, da unicode-math dieses bereit mit lädt.

Open in Online-Editor
\usepackage{unicode-math}% lädt fontspec
\setmainfont{TeX Gyre Pagella}
\setmathfont{TeX Gyre Pagella Math}

Silbentrennung

Verwandte Fragen:

Unter (pdf)LaTeX verwenden die meisten Leute das babel-Paket um die Trennmuster für ihre Sprache zu laden und multilinguale Dokumente zu setzen. Mittlerweile wurde babel auch auf Xe/LuaLaTeX portiert, als dies jedoch noch nicht der Fall war wurde das Paket polyglossia entwickelt.

Es macht prinzipiell keinen Unterschied ob man babel oder polyglossia verwendet, da Silbentrennung im TeX-Kern stattfindet und der für beide Pakete der gleiche ist.

Ich finde jedoch, dass sich polyglossia durch seine Syntax besser zu fontspec und unicode-math passt. Während man unter babel

Open in Online-Editor
 \usepackage[main=ngerman,british]{babel}

verwendet um ein Dokument in Deutsch mit englischen Einschüben zu verfassen würde man mit polyglossia

Open in Online-Editor
\usepackage{polyglossia}
\setmainlanguage[babelshorthands=true]{german}
\setotherlanguage[variant=british]{english}

benutzen.

Sollte man noch eines der archaischen Pakete german oder ngerman verwenden, dann ist jetzt die Zeit umzusteigen.

XeLaTeX Besonderheiten

Verwandte Fragen:

Liegt für eine Schrift weder eine (pdf)LaTeX- noch eine OpenType-Mathematikschrift vor, so kann man sich unter XeLaTeX mit dem Paket mathspec behelfen (Dieses lädt ebenfalls fontspec). Dies ist zum Beispiel für EB Garamond der Fall.

Open in Online-Editor
\usepackage{mathspec}% lädt fontspec
\setmainfont{EB Garamond}
\setmathfont(Latin,Digits,Greek){EB Garamond}
\setmathrm{EB Garamond}

Beachte: Die Schriften, die mittels mathspec geladen werden sind keine Mathematikschriften und daher auch nicht für die Verwendung im Mathematikmodus angepasst. Falsche Abstände und fehlende Symbole, bzw. Symbole aus fremden Schriftarten sind die Folge. Das Zeichen " kann verwendet werden um der falschen Abstände Herr zu werden. Man verwendet es wie folgt

Open in Online-Editor
$"f(x)$

Es sagt: Das folgende Zeichen braucht links und rechts mehr Abstand, weil es aus seiner Bounding Box herausragt.

Weitere Vorsicht muss man unter XeLaTeX dem Paket microtype widmen. Die Option expansion kann hier nicht verwendet werden, weil die entsprechenden Primitven in der Maschine fehlen. Optischer Randausgleich mit protrusion funktioniert aber. Alle anderen Funktionen, wie Tracking, Kerning und Spacing können über fontspec eingestellt werden.

XeLaTeX erzeugt intern eine xdv-Datei (extended dvi), ähnlich wie es von LaTeX erzeugt wird, welches dann mit dvipdfmx in ein PDF umgewandelt wird. All dies geschieht unter der Haube, das heißt der Anwender bekommt davon nichts mit. Der Vorteil hierbei ist, dass dvipdfmx einen Postscript-Interpreter besitzt und man somit pstricks-Code, wie z.B. das zweite Beispiel direkt übersetzen kann. Allerdings hat dieser Umweg über den dvi-Modus auch Nachteile. Shadings in TikZ funktionieren zum Beispiel nicht zuverlässig.

LuaLaTeX Besonderheiten

Verwandte Fragen:

LuaLaTeX ist pdfLaTeX erweitert um UTF-8-Eingabe und einen Interpreter für die Lua-Skriptsprache. Es gibt viele sehr nützliche Pakete, die auf Lua aufbauen, wie z.B. selnolig, impnattypo, oder die TikZ graphdrawing-Bibliothek.

Da LuaLaTeX eine Erweiterung von pdfLaTeX ist funktioniert hier die Benutzung von microtype (fast) ohne Probleme. protrusion und expansion funktionieren, aber Tracking, Spacing und Kerning werden von fontspec verwaltet.

Ein Dokument mit pstricks-Code lässt sich im Standard-Modus nicht mit LuaLaTeX übersetzen. Man kann den Umweg über den dvi-Modus machen, dann funktioniert aber microtype nicht mehr, deshalb wird dies hier nicht weiter erklärt.

Bemerkungen

Meiner Erfahrung nach ist LuaLaTeX stabiler als XeLaTeX. Allerdings ist LuaLaTeX langsamer als XeLaTeX (teils viel langsamer, z.B. mit microtype und aktivierter expansion). XeLaTeX punktet zwar bei bidirektionaler Typografie (Arabisch, Persisch), dafür funktioniert TikZ nicht immer richtig.

Derzeit muss man abwägen, welche Verluste man in Kauf nimmt. Der Umstieg, oder zumindest die Beschäftigung damit, lohnt sich aber auf jeden Fall, da LaTeX3 speziell für die neuen Maschinen entwickelt wird. Für die Benutzung der Programmierschnittstelle expl3 von LaTeX3 ist eine UTF-8-Unterstützung derzeit noch nicht Pflicht.

Gratwanderung: Kompatibilität

Es gibt die Pakete ifluatex und ifxetex, die es erlauben während des LaTeX-Laufs abzufragen unter welcher Maschine man gerade läuft (Für TeX-Hacker: Die Pakete gehen auch unter plain TeX). Damit könnte man Konstrukte bauen, die die Schriftauswahl je nach Maschine abändern, sodass das Dokument sowohl mit (pdf)LaTeX, als auch Xe/LuaLaTeX setzbar ist.

Im folgenden Dokument wird verschachtelt abgefragt, welche Maschine zuständig ist.

Open in Online-Editor
\documentclass{article}
\usepackage{ifxetex,ifluatex}

\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{microtype}

\ifxetex
  \usepackage{unicode-math}% lädt fontspec
  \setmainfont{TeX Gyre Pagella}
  \setmathfont{TeX Gyre Pagella Math}
\else
  \ifluatex
    \usepackage{unicode-math}% lädt fontspec
    \setmainfont{TeX Gyre Pagella}
    \setmathfont{TeX Gyre Pagella Math}
    \usepackage{selnolig}
  \else
    \usepackage[utf8]{inputenc}
    \usepackage{mathpazo}
    \usepackage{tgpagella}
  \fi
\fi

\begin{document}

\end{document}

Unabhängig von der Maschine werden die Pakete fontenc, babel und microtype geladen. Dies ist möglich, da fontspec das von fontenc eingestellte Encoding überschreibt. Das microtype-Paket ist so schlau die Maschine selbst zu überprüfen (bei manueller Featureauswahl muss man es eventuell in die Maschinenabfrage mit einbringen). Da babel mittlerweile auch mit Xe/LuaLaTeX kompatibel ist, kann es auch für Sprachauswahl verwendet werden.

Im Falle von XeLaTeX wird unicode-math geladen (welches wiederum fontspec) und die TeX Gyre Pagella Brotschrift und Mathematikschrift werden ausgewählt.

Für LuaLaTeX geschieht die gleiche Schriftauswahl wie für XeLaTeX. Außerdem kommt das LuaLaTeX-exklusive selnolig zur kontextsensitiven Unterdrückung von Ligaturen zum Einsatz.

Wenn weder Xe- noch LuaLaTeX erkannt wurde müssen wir uns wohl unter pdfLaTeX befinden (andere Exoten werden nicht behandelt), dann wird ganz klassisch inputenc geladen. Die Mathematikschrift kommt aus mathpazo (URW Palladio), die Brotschrift aus tgpagella (TeX Gyre Pagella).

Achtung: Dieser Ansatz sieht verlockend aus, birgt jedoch auch wieder Probleme. So wird zum Beispiel das Dokument je nach Maschine anders aussehen: Andere Zeilen- und Seitenumbrüche, über- oder untervolle Boxen an verschiedenen Stellen, Darstellungsprobleme mit TikZ, etc. Daher ist diese Methode nur dann zu empfehlen, wenn Kompatibilität an oberster Stelle vor Satzqualität steht. Da dies jedoch äußerst selten der Fall ist bietet es sich an, das Dokument wirklich nur für die Verwendung mit einer Maschine (evtl. zwei im Fall von Xe- und LuaLaTeX) zu optimieren.

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beantwortet 10 Jan '16, 17:46

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Henri
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bearbeitet 11 Jan '16, 10:28

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AFAIK lädt fontspec bereits LM als Standardfonts. Solange man fontenc vor fontspec lädt, stört es übrigens auch bei xelatex und lualatex nicht. Und für Deutsch dürfte babel bei den beiden min. so gut sein wie polyglossia. protrusion und expansion sind übrigens in der Voreinstellung von microtype an, wenn die Engine es beherrscht. Damit kann man insgesamt den varianten Teil eines Mischdokuments deutlich verkleinern. Die einheitliche Verwendung von babel erleichtert ggf. im Dokument auch noch ein paar Dinge.

(11 Jan '16, 07:56) saputello

Ausgehend von den zwei Dokumenten in der Frage vielleicht noch der Hinweis, dass es für den Weg über DVI auch noch dvilualatex gibt. Was dann bei microtype nicht funktioniert ist letterspacing und automatic font expansion (font expansion kann aber aktiviert werden), während protrusion durchaus funktioniert. Als Alternative bietet sich an, erst den Umstieg auf pdflatex zu bewältigen, wozu man meist nur epstopdf und ggf. pstricks-pdf benötigt, und dann den Umstieg auf lualatex.

(11 Jan '16, 08:03) saputello

@saputello Mir ist bewusst, dass fontspec standardmäßig LM lädt (unicode-math lädt übrigens auch LM Math), aber es ist das einfachste Beispiel, das mit eingefallen ist und die Hauptintention ist ja zu zeigen, wie man Schriften lädt und nicht welche Schriften man lädt. fontenc und fontspec vertragen sich zwar, aber da fontspec sowieso das Encoding überschreibt kann man fontenc auch gleich weglassen.

(11 Jan '16, 09:05) Henri

@saputello Wie bereits im Abschnitt Silbentrennung erwähnt sind babel und polyglossia völlig gleichwertig, weil TeX die Silbentrennung macht und die beiden Pakete lediglich Makros anbieten, die die Eingabe von lokalisierungsabhängigen Zeichen, wie Anführungszeichen, vereinfachen. Dass microtype so schlau ist die Engine zu prüfen ist mir auch bekannt, ich möchte jedoch aufzeigen, dass sich Pakete unter den verschiedenen Engines verschieden verhalten und man sehr darauf achten muss, was unterstützt wird. Nicht alle Pakete sind so handzahm wie microtype.

(11 Jan '16, 09:07) Henri

@saputello Ich finde, dass der dvi-Modus längst überholt ist. Alle neuen Engines haben PDF als Standardausgabe. Zum Umstieg von dvi- auf pdf-Modus sollte man vielleicht eine extra Archiv-Frage stellen.

(11 Jan '16, 09:09) Henri
1

Die Antwort ist ganz schön lang und abschreckend geworden. Es gibt so viel zu beachten. Wenn man als Helfer den Umstieg vorschlägt, was bei einem Stadarddokument ja nun wirklich fix geht, dann muss man (OP) hier erst eine viertel Stunde über die Stolpersteine beim Umstieg lesen.

(11 Jan '16, 09:23) Johannes
2

babel und polyglossia machen mehr als Silbentrennung, und darin unterscheiden sich beide Pakete dann doch etwas.

(11 Jan '16, 09:24) Johannes

@Henri: Dann würde ich mal sagen, dass Du zu viel auf einmal zeigen willst. Derzeit wird nämlich im Bereich "Gratwanderung" für mich der Eindruck erweckt, dass all diese Zeilen benötigen würde. Es geht aber kürzer:

\usepackage{ifxetex,ifluatex} \usepackage[T1]{fontenc} \usepackage[ngerman]{babel} \ifxetex \usepackage{fontspec}\else \ifluatex \usepackage{fontspec}\else \usepackage[utf8]{inputenc} \fi\fi

Ja, ich lade bewusst nicht unicode-math, weil das Dokument ja auch mit pdflatex funktionieren soll und die Kompatibilität damit weitere Probleme bekommt.

(11 Jan '16, 09:49) saputello

@saputello @Johannes Ich hoffe, dass ich es jetzt allen recht gemacht habe.

(11 Jan '16, 10:04) Henri

Ich habe mir mal erlaubt, eine alternative Antwort zu erstellen, die weniger darauf abzieht: "Was kann ich alles anders machen?", sondern mehr "Was muss ich ändern?"

(11 Jan '16, 10:50) saputello
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gestellte Frage: 10 Jan '16, 17:28

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zuletzt geändert: 11 Jan '16, 14:10